Über Bauchschmerzen und Entscheidungen

Veröffentlicht am 15. Juli 2025 um 23:44

Irgendwie war es zu erwarten. Auch wenn ich meine Augen gerne davor verschließe (manchmal wortwörtlich) stehe ich mal wieder an dem Punkt, an dem ich weiß, dass ich Entscheidungen treffen möchte und noch nicht ganz klar habe, wie sie ausfallen werden. Als ich heute eine Bekannte an den ISH-Tables getroffen hab, kamen die Worte aber einfach heraus.

Den ganzen Tag hatte ich schon das Gefühl, dass ich mal darüber sprechen möchte, aber mit meinen engeren Freunden hier habe ich einfach nicht den Anfang gefunden, und so hat sich auch bei mir ein bisschen aufgestaut. Und dann gab es mal wieder so einen Moment, in dem mir erst beim Sprechen klar wird, was ich fühle. Ich denke einfach, ich habe es satt in Vorlesungen zu sitzen. Die Lernkurve ist relativ gering, einfach weil ich einige Bachelor-Kurse gewählt habe. In einem der Masterkurse fühle ich mich etwas überrollt, da ein sehr spannendes Thema - ländliche Entwicklung in Afrika - sehr soziokulturell besprochen wird und ich dabei sehr viele Theorie-Lücken habe um richtig mitzudiskutieren und mir eine Meinung zu bilden. Da mir außerdem nur noch zwei Kurse in Bonn fehlen, ist die Motivation, sich richtig reinzuknien auch niedriger, als ich mir zunächst eingestehen wollte.

Und dann sprudelte es einfach heraus: „Ich glaube ich habe genug in Hörsälen gesessen in den letzten 8 Jahren. Ja, es gab immer wieder Phasen, in denen ich Anderes getrieben habe, aber ich bin seit 2017 durchgehend eingeschriebene Studentin.“ Vielleicht bin ich einfach an dem Punkt, an dem ich durch bin mit diesem Thema. Oder vielleicht passen die Kurse, die ich hier gewählt habe, einfach doch nicht so gut in mein Profil. Seit ca. drei Wochen merke ich jedoch, dass es nichts bringt, zu sehr nach dem Warum zu fragen. Ich merke, dass ich mich sträube. Ich gehe kaum noch zum Unterricht, und weil ich mich wahrscheinlich schuldig deswegen fühle, ziehe ich mich auch sonst sozial ziemlich zurück. Und das nervt ziemlich. Es kann doch nicht sein, dass ich so viel Zeit in meinem Zimmer verbringe, davon einen Großteil in meinem Bett, während es auf dem Campus, in der Stadt und dem ganzen Land noch so viel zu entdecken gibt und ich schon so viele positive Begegnungen hatte, als ich mutig war und rausgegangen bin. Der heutige Abend ist das beste Beispiel. Es war so schön ein bisschen von meinen Gedanken mit Menschen in meinem Umfeld zu teilen und danach konnte ich sogar wieder ganz entspannt Smalltalk führen und am Spieleabend teilnehmen und habe sogar jetzt, um 1 Uhr nachts noch die Motivation, ein paar Zeilen zu teilen. Ich habe Energie und Kraft. Das tut gerade gut. Jetzt möchte ich bald - am Besten noch in dieser Woche - anfangen, mit Menschen über Möglichkeiten und Alternativen für meinen restlichen Aufenthalt zu schauen. Ich möchte nicht, dass es einfach so dahinrinnt, oder ich, wie bei so vielen Projekten, die ich angefangen habe, am Ende einen bitteren Beigeschmack in der Erinnerung an dieses Auslandssemester habe. Es tut gut, sich verbal auszukotzen, nachdem ich es gestern wörtlich getan habe und manchmal ist ja auch das, ein inneres Säubern ein gutes Zeichen, um Platz zu machen für Neues; Angewohnheiten, Ideen, Träume.

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