Pilot: „Akwaaba“

Veröffentlicht am 6. Mai 2025 um 14:13

Bald geht es los. Ich werde für ein Semester an der University of Ghana in der Hauptstadt des Landes, Accra, studieren. In den nächsten Monaten erwarten mich neue Menschen, Lebensmittel und auch ein anderes Klima. Es wird meine erste Reise auf diesen großen Kontinent und auch die erste in ein tropisches Land. Doch noch befinde ich mich in gemäßigten Breiten. Und was treibe ich gerade so? 

Darüber - und über mein Leben und meine Eindrücke vor Ort - werde ich hier ab und an berichten.

Der Weg nach Ghana

Aktuell ist eine gute Portion meiner Freizeit den Vorbereitungen gewidmet. Impfungen wollen verimpft, Versicherungen versichert und Flüge geflogen werden… Doch erstmal ein paar Schritte zurück:

Warum Ghana?

Warum nicht! Es ist für mich eine gute Mischung aus Neuem mit (hoffentlich) genug Bekanntem. Mit Englisch als Amtssprache* und der christlichen Prägung des Landes habe ich, so stelle ich es mir vor, eine gute Basis, um die Lebensweise, die Landschaften und die Kultur zu erfahren.

Auch habe ich Lust darauf, mal hinter die Fassade der oft eher negativen Berichterstattung (Armut, Krankheiten etc.) zu schauen und zumindest eins der über 50 afrikanischen Länder nicht nur durch Vorurteile kennenzulernen.

Englisch ist die Amtssprache. Trotzdem sind lokale Sprachen und Dialekte verbreitet. Im Student Handbook für die Internationals sind auch einige Vokabeln für den Alltag aufgelistet. An der Uni soll es auch einen Kurs geben, um Twi, den weit verbreitetsten Dialekt der Sprache Akan zu lernen.

Kleiner Steckbrief

Ghana liegt in Subsahara-Afrika an der Atlantikküste, in Äquatornähe. Auch Goldküste genannt, hat Ghana vorkommen dieses Edelmetalls, die das Land bis heute wirtschaftlich beeinflussen. Die Hauptstadt Accra liegt im östlichen Teil der ca. 500 km langen Küste mit ca. 300 000 Einwohnern. Die umschließende Greater Accra Region hat knapp 5 Mio Einwohner.

 

Die University of Ghana ist eine Campus-Uni. Sie liegt mitten in der Greater Accra Region und hat neben den verschiedenen Fakultäten auch ein Sportzentrum, zahlreiche Restaurant und Einkaufsmöglichkeiten sowie die Wohnheime. Auch ein Uni-eigener Shuttle besteht, um auf dem Campus von A nach B zu kommen. Noch kann ich nicht einschätzen, welche Entfernungen ich auf dem Campus zurücklegen muss und wie oft ich da den Shuttle benutzen werde.

Zudem gibt es auf dem Campus auch verschiedenste christliche, als auch muslimische Gemeinden , sowie eine Moschee und einen buddhistischen Tempel. Ich bin gespannt auf die verschiedenen Einflüsse der Religion und auch darauf, wie präsent diese im Uni-Alltag sein werden

Und wieso jetzt?

Das böse C-Wort, so weit weg es auch scheint, ist es doch auch verbunden mit der Entscheidung, nach Ghana zu reisen. Während meines Bachelorstudiengangs Sustainable Agriculture an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve waren durch die internationale Ausrichtung immer auch tropische und subtropische Landwirtschaft Thema der Module. Das hat die Neugier geweckt… Das Praxissemester, was für mich aufs Frühjahr 2020 fiel, hab ich dann aber erstmal in der näheren Ferne, im bayrischen Wald bei Regensburg verbracht. Meine erste Depression war nämlich Covid etwas voraus und dadurch habe ich alle Fristen für einen Stay Abroad verpasst, und ein Naturland-Hof hat mir dann einen Unterschlupf geboten.

Gedanklich war ich zu dieser Zeit trotzdem damit beschäftigt, nochmal weiter weg zu gehen. Ob das ohne die Pandemie stattgefunden hätte, kann ich nicht sagen.

Bis zum Abschluss des Bachelors war also Ausland erstmal gestrichen. Neuer Abschnitt; ich bin für meinen Master Naturschutz und Landschaftökologie nach Bonn gezogen. Das Eingewöhnen hat bei mir lang gedauert, immer wieder haben mich eigene hohe Erwartungen überfordert, während Prüfungssituation hatte ich meistens eine gute Portion Angst dabei, gelegentlich auch Panikattacken. Da war erstmal genug auf meinem Teller und „nochmal weggehen“ war keine Priorität.

Mit Fortschreiten des Masters wurde der Wunsch wieder größer, noch mal etwas zu wagen. In ein bisschen kälteres Wasser zu springen und vielleicht auch ein kleines i-Tüpfelchen auf den Lebenslauf zu packen. Was genau ich da vorhab‘, wusste ich selbst noch nicht.

Ich habe angefangen, ein paar Optionen auszuloten. Das Global Exchange Programme hat dann mein Interesse geweckt. Und diese einsame Stecknadel auf dem afrikanischen Kontinent: Accra als einzige Partneruniversität der Uni Bonn.

Spannende landwirtschaftliche Produkte und tropische Landschaften, nur gute Berichte über Gastfreundschaft und Lebenslust, tolle Musik und sicherere Reisebedingungen. Die Idee ist gekeimt.

Und das richtige Bauchgefühl folgte dann, als ich zur Eröffnung des akademischen Jahres der Uni Bonn mitbekam, dass eine Delegation der ghanaischen Uni zu Gast war und das Vorhaben unterstrichen wurde, die Partnerschaft zu stärken.

Die Vorbereitungen

Hinfiebern auf die Tropen.

Zur Vorbereitung habe ich eine Reiseberatung gemacht. Bei meiner Bonner Hausärztin war diese leider eine Vollkatastrophe, online jedoch umso erfreulicher mit allgemeinen ls auch spezifischen Hinweisen zu meiner Reise und Impf-Empfehlungen.

Um gesundheitlich möglichst gut geschützt zu sein, durften einige Impfungen aufgefrischt werden. Gelbfieber ist bei einer Reise in das Land verpflichtend, viele andere Impfungen je nach Aufenthaltsort und -dauer notwendig. Ich habe mich für das volle Programm entschieden und bin so neben Polio und Hepatitis B jetzt auch geschützt gegen Hepatitis A, Meningokokken ACWY, Typhus, Cholera, Tollwut. Meine Krankenkasse hat zum Glück die Kosten des Impfstoffes übernommen und ich musste lediglich eine Reiseberatung und die Arztkosten der Gelbfieber-Impfung selbst tragen.

Ich packe meinen Koffer, und ich nehme mit….

An sich braucht es nicht viel. Ich bin niemand, die beim Reisen übermäßig viel packt, um für jede mögliche Situation gewappnet zu sein. Hier werde ich ein bisschen bedachter an das Koffer packen ranzugehen als üblich. Das Allermeiste werde ich vor Ort bekommen, trotzdem möchte ich sichergehen, dass ich ab der ersten Nacht vor Allem gut gegen Moskitos und so auch Malaria geschützt bin. So habe ich nun ein Mückennetz, das bereits imprägniert ist, sowie ein insektenschützendes Laken zur Unterlage. Ich habe außerdem einen Hüttenschlafsack aus sehr dünner Baumwolle und ein Memory Foam Reisekissen für meinen Komfort. Wie man sich bettet, so schläft man. Ich kann nur hoffen, dass meine gelegentlichen Schlafstörungen dort nicht zur Regelmäßigkeit werden.

Was findet sich sonst noch in meinem Gepäck?

Eine gute Reiseapotheke habe ich auch dabei. Ausreichend Sonnenschutz, und viele bunte Kleidungsstücke aus leichtem Material.

Einstimmung auf den Ortswechsel

Hier und da mal in die ghanaische Kultur reinzuschnuppern, wenn sie sich in greifbarer Nähe befindet, kann ja nicht schaden. So habe ich also bei Besuchen auf dem Street-Food Markt Fufu und Kochbananen (Plaintain) probiert und ein Theaterstück über das Leben in einem ghanaischen Fischerdorf angeschaut. Das hieß Stories from the Ghanaian Coast, aufgeführt im Theater im Ballsaal in Bonn (Dez 2024).

Auch von der Universität Bonn gab es Treffen zur Vorbereitung. Da ich mich auf das akademische Jahr 2024/25 beworben habe, gab es zentral eine Vorbereitug, die für mich so schon über ein Jahr her ist. Ich habe neben einem kulturellen Training und allgemeinen Dos and Donts auch Unterlagen über das Studieren in Bonn erhalten, um vor Ort diesen Standort zu bewerben.

Fufu mit Erdnuss-Soße und Kochbananen mit Bean-Stew auf einem Street Food Markt in Bonn

Einlesen in das Land (Reiseführer)

Von Freunden meiner Eltern habe ich einen Reiseführer vom peter mayer verlag bekommen, der wirklich ausführlich und interessant über das Land berichtet. Ich war überrascht, dass selbst die Biodiversität und so zB der Vogel- und Schmetterlingswelt des Landes Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Auf Youtube sind auch einige Videos zu finden. Manche etwas ernster, andere humorvoll und kürzer. Auch habe ich Erfahrungsberichte anderer Studierender aus Deutschland gelesen, was meine Vorstellung von dem Uni-Alltag schon etwas konkreter werden lässt.

Das Visum

Das Visum war insgesamt etwas komplizierter in der Beantragung. An sich waren keine Informationen gefordert, die ich nicht hatte. jedoch gab es keine Vorlagen, wie diese eingereicht werden müssen. ich war also relativ frei, wie ich die Informationen einreiche. Ich habe mich für schwarze Tinte auf weißem Papier entschieden. Bei einigen Dokumenten habe ich auch noch eine Unterschrift druntergesetzt, das war wohl hilfreich. Denn nun kann ich mein Visa endlich in Berlin abholen (ja, ich hab vergessen, einen frankierten Umschlag dem Antrag beizulegen und werde so meinen Reisepass nun persönlich abholen.)

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Kommentare

Michaela
Vor 3 Monate

Boah, ich habe grade angefangen damit, Deinen Blog zu lesen. Bin jetzt schon total begeistert. Ich bleibe auf jeden Fall dabei.
Wieviel Zeit hast du denn im Vorfeld für diesen Blog benötigt? Ich werde mich nicht täglich melden. Aber ich bleibe dran- versprochen!
Bin riesig stolz auf dich!!!!!!!!♥️♥️♥️😘