Volta Region: Ein anderes Ghana

Veröffentlicht am 11. Juli 2025 um 19:55

Letztes Wochenende gab es meinen ersten Trip außerhalb Accras. Ein Wochenende in der Volta Region, eine Mischung aus Erholung und Abenteuer. Hier ein Bericht. 

Früh ging es am Freitag los. Zwei Deutsche auf dem Weg in ehemaliges Deutsches Gebiet. Wir sind zunächst einige Stops mit dem Trotro bis zum Markt und gleichnamiger Station Madina gefahren. Dort haben wir uns mit Waakye (Reis mit Bohnen) zum Frühstück ausgestattet und ein Trotro in die richtige Richtung gesucht. Sobald dann alle Plätze verkauft waren, ging es mit 15 Personen auf den Weg nach Hohoe. Wir durften auf den Beifahrer-Plätzen sitzen, der mittlere Platz war ungewöhnlich eng und der Sitz etwas erhöht, sodass mein Kopf beim Aufrechtsitzen an der Decke entlang rieb und meine Frisur mir nachher etwas verfilzter vorkam als vor der Abfahrt. 

Unser Trotro nach Hohoe von der Station Madina aus. 

Zu der frühen Stunde kamen wir zunächst gut voran. In den äußeren Teilen von Accra hat sich der Asphalt dann immer wieder mit roter Erde abgewechselt und schließlich komplett das Handtuch geschmissen. Für eine Weile waren wir also auf einer ziemlichen Huckelpiste unterwegs, zwischendurch kamen aber auch immer wieder gute Abschnitte. Dann kamen wir zur Adomi Bridge, mit der wir den Fluss Volta, südlich des Stausees überqueren. Wir kommen zum Stehen und machen eine kurze Pause, der richtige Moment um ein paar Snacks zu kaufen. Und dazu müssen wir uns nichtmal groß bewegen: Henrik sagt, es ist wie ein Drive-In, der zu einem kommt. Mir kommt es eher so vor, als wären die Autos Teil eines Formel-1-Rennens. Die Geschwindigkeit in der die Hawkers, die Straßenverkäufer*innen (meist Frauen), auf die haltenden Autos zukommen, ist echt rekordverdächtig. Der Durchreiseverkehr scheint eine wichtige Einkommensquelle zu sein an diesem Ort. Und es macht ja auch Sinn, es ist die einzige Brücke weit und breit. Die Fahrt geht zügig weiter und es wird dörflicher. Ab und zu halten wir am Straßenrand, damit Personen aussteigen können. Dann werden auch wir an einer Kreuzung rausgeschmissen. Und es dauert keine 5 Sekunden, dann stehen schon 4 Motorräder bereit, alle bieten uns eine Fahrt an. Wir versuchen den Preis etwas runterzuhandeln und dann geht es los. Ich genieße die Fahrt auf den sehr ruhigen Straßen und durch die kleinen Dörfer. Am Straßenrand stehen immer mal wieder Menschen, die interessiert schauen, wer so durchs Dorf fährt. Nicht selten wird uns gewunken oder das obligatorische Obroni hinterhergerufen. 

Als erstes geht es für uns dann zum Afadjato, dem wohl höchsten Punkt Ghanas. Es gibt jedoch widersprüchliche Angaben zu der tatsächlichen Höhe, aber so wichtig ist das für einen Besuch ja auch nicht. Es sind an diesem Feiertag einige Schulklassen unterwegs und auf dem steilen Weg nach oben werden wir oft fotografiert oder gefilmt. Oben angekommen ist es sehr wuselig, drei Reisebusse sind gleichzeitig dort oben und einige Verkäufer haben kalte Getränke und Frozen Yoghurt im Angebot. Bevor wir dazu kommen, die Landschaft und die Aussicht zu beobachten, sind erstmal wir selbst die Hauptattraktion. Es werden unzählige Fotos mit (oder von) uns gemacht und Handynummern ausgetauscht. Es geht jedoch auch relativ schnell, dass die Gruppen sich wieder auf den Weg nach unten machen und wir ein bisschen Ruhe haben, um die bewaldeten Hügel und den unberührten Blick ins Tal wirken lassen zu können. 

Einatmen. Ausatmen. 

Das tut nach der wuseligen Anreise gut. Nach ein paar Landschaftsaufnahmen geht es auch für uns wieder talwärts. Wir nehmen einen anderen Weg nach unten und ich bin sehr froh drum. Der ist nicht nur landschaftlich schöner, sondern auch weniger steil und wir haben nette Begleitung von einer handvoll Studierenden, die mit ihrem Uni-Kurs unterwegs sind. Am Fuß des Hügels führt der Weg dann noch durch einige schöne Homegardens, in denen Bananen und Cassava, aber auch Kakaobäume stehen.

Afadjato - Die höchste Erhebung Ghanas? 

We made it! Es war ein steiler Aufstieg und die hohe Luftfeuchtigkeit hat mir zu schaffen gemacht, aber oben bin ich stolz und genieße den Blick

Mit dem Moto geht es dann nach Wli und wir versuchen ein Zimmer im Waterfall Inn zu bekommen. Es gibt einige Missverständnisse mit dem Preis und wir  bekommen am Ende ein Zimmer in einer anderen, ansonsten geschlossenen Unterkunft für wenig Geld (ca. 11 € für uns beide). Das Zimmer ist einfach aber geräumig und mit eigenem Bad. Nur müssen wir nun zum Aufenthaltsbereich einige Hundert Meter gehen. An sich ist das kein Problem, doch der Regenschauer, der mich auf dem Weg begleitet, beschert mir eine zweite Dusche und nasse Füße für den nächsten Tag.

Abendessen in Wli, es gibt Yam mit Palava Sauce und Fufu mit Groundnut Soup

Mit dem Moto geht es dann nach Wli und wir versuchen ein Zimmer im Waterfall Inn zu bekommen. Es gibt einige Missverständnisse mit dem Preis und wir  bekommen am Ende ein Zimmer in einer anderen, ansonsten geschlossenen Unterkunft für wenig Geld (ca. 11 € für uns beide). Das Zimmer ist einfach aber geräumig und mit eigenem Bad. Nur müssen wir nun zum Aufenthaltsbereich einige Hundert Meter gehen. An sich ist das kein Problem, doch der Regenschauer, der mich auf dem Weg begleitet, beschert mir eine zweite Dusche und nasse Füße für den nächsten Tag. 

Das ist jedoch weniger gravierend als gedacht, denn nach einer halben Stunde Wanderung im Regen am nächsten Morgen sind die Schuhe auch so nass gewesen. Das Wasser von oben mischt sich mit dem Schweiß des Anstiegs und schnell bin ich komplett durchnässt. Für eine gute Stunde geht es mal wieder nur steil bergauf und ich hinterfrage die Entscheidung, die lange Route gewählt zu haben. Als wir dann aber eine gewissen Höhe erreicht haben, komme ich richtig in Wanderlaune und genieße es, im Grünen zu sein und viele tolle Pflanzen zu bestaunen. Unser Führer schreitet mit der Machete voran und gibt acht, dass wir den Pfad sicher betreten können. 

Wie angekündigt verläuft unsere Wanderung auch durch Togos Wälder. Und ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber wir erkennen tatsächlich einige Nutzungsunterschiede. Hier stehen plötzlich viel mehr Bananen, aber vor allem auch Kaffeesträucher. Und dann gibt es noch eine unerwartete Begegnung; ein Abstecher zu einem togolesischen Bauern, der mitten auf dem Berg eine Hütte und einen Unterstand hat. Es brennt ein kleines Feuer und darin werden Maiskolben geröstet. Unser Guide Chris sucht vergeblich nach reifen Avocados und nach der kurzen Verschnaufpause geht es weiter, den bewaldeten Berg entlang, in eine offene Landschaft, nun auch mit Blick ins Tal. Der Abstieg zu den Wasserfällen ist wieder etwas anspruchsvoller.

Wanderung vorbei, Dusche im Freien, 

Wli Falls

Wanderung und der „Togo Loop“

Kurze Unterbrechung

Moto angefordert, Preis verhandelt 

Auf dem Weg zum Monkey Sanctuary platzt ein Reifen

Aufgeschürftes Bein, sonst alles i.O. 

Dann Trotro Richtung Adomi Bridge, um dort nach Unterkunft zu suchen 

Plötzlich kommt mir das Trotro wie das komfortabelste Fahrzeug vor. Wir haben zwei Plätze in der ersten Reihe hinter dem Fahrer, eine Lehne und ein Dach über dem Kopf mit trockener Kleidung. Das ist viel mehr, als wir den ganzen Tag über hatten. Ich bin auf jeden Fall sehr gut drauf und denke das ist auch Adrenalin von dem Sturz, aber ich bin nicht böse drum. 

Handy geht unterwegs kaputt, Ersatzakku dabei

Wir finden eine Unterkunft. Doch nicht die, die wir im Blick hatten. Obwohl ich vorher noch die Rezeption am Telefon hatte, haben wir das Zimmer nicht bekommen. Ein netter Herr zeigt uns dann eine Alternative und ich bin so froh drum. Das Abendessen finden wir dann in einem Parkplatz am Rande der Hauptstrasse, es gibt Banku und es wird für uns ein Tisch draussen hergerichtet. Das ist so entspannt und das warme Essen im Magen tut gut. Ich bin froh, dass ich mich mittlerweile so wohl in Ghana fühle, dass ich so eine Situation nicht überfordernd finde, sondern sie im Gegenteil sogar geniesse. An diesem Abend macht es mir gar nichts aus, dass sich Leute auf der Strasse zu mir umdrehen oder stehenbleiben, um uns anzusprechen. 

Am nächsten Morgen ist bei mir die Luft etwas raus. An der Haltestelle für die Fernbusse und trotros finden wir einen Markt, und für mich gibt es ein Egg Sandwich zum Frühstück. Danach machen wir uns auf Richtung Akosombo Damm, doch ganz nah kommen wir nicht. Neue Sicherheitsvorkehrungen erlauben es nicht, das Gelände zu besuchen. Etwas schade, aber ich kann es auch verstehen. Immerhin ist dieser Staudamm der Ort, an dem der Grossteil des Stroms in Ghana produziert wird . Der Sicherheits-Mann an der Einfahrt zum Damm zeigt und erzählt uns aber noch ein bisschen was zu diesem Bauwerk und ist sehr freundlich.

Einige Minuten später finden wir uns am Ufer des Volta Flusses wieder und treffen auf einen Fischer. Er kommt gerade vom Fischen zurück und hat genau ein Tier gefangen, welches er tötet, dann das Ruderboot fest vertaut und danach ein Gebet spricht. Ein zweites und drittes Gebet wird unseren Schürfwunden gewidmet und ihm scheint aufrichtig etwas daran gelegen zu sein, dass wir gut versorgt sind. 

Das ist ein schöner Abschluss von diesem Wochenende und ich bin dann doch sehr froh, als wir wieder an der trotro station sind, um uns auf den Heimweg zu machen.

Akosombo Staudamm

Der Akosombo-Staudamm ist der Haupt-Damm des Volta-Sees und sorgt für dessen enorme Grösse. Der Volta-Stausee ist flächenmässig der grösste menschengemachte See weltweit. Schon bei der Ankunft konnte ich die unfassbare Grösse betrachten, als wir im Anfug 

Die Volta-Region mit „Wli“ als markiertem Ort, dort gab es die Wasserfälle zu sehen und Berge zu bewandern. 

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